EMDR und imaginative Verfahren      
     
Dadurch dass ich jetzt eine EMDR-Ausbildung mache, bringe ich auch diese Aspekte mit ein, und arbeite zur Stabilisierung mit imaginativen Methoden und Bildern. Eine Frau aus dem Kosovo wurde von ihrem Mann jahrelang auf brutalste Art geschlagen und schlimm misshandelt. So wie sich hier präsentiert hat, dachte ich: Sie hat ja nur Schlimmes erlebt. Und dann habe ich mit ihr eine Übung gemacht. In der Vorbereitungsphase für eine Imaginationsübung geht es ja darum, sich zunächst 10 schöne Bilder vorzustellen und danach erst die schlimmen Bilder kommen zu lassen. Und diese Frau hat dabei spontan von früheren Erlebnissen aus ihrer Heimat erzählt: von den Eltern und von den Kindern. Ich war selbst verblüfft, wie viele schöne Bilder sie in sich trägt von ihrem Leben. Das war richtig erleichternd.
Bei einem anderen Fall, ein Soldat aus dem ehemaligen Jugoslawien, der im Krieg war, er sagte, er hat festgestellt, dass er sich immer schlecht fühlt, wenn er zur Arbeit geht und er begreift nicht, was da mit ihm passiert. Er dachte, es liegt an der Arbeit, dass sie ihm zuviel ist. Er hat dann den Weg zur Arbeit beschrieben mit einer genauen Beschreibung der Bilder dazu, wie er aussieht, was da genau passiert. Zunächst habe dabei nichts Sonderliches erfahren. In nächster Stunde kam er und sagte: „Wissen Sie was, ich habe noch darüber nachgedacht und mir ist aufgefallen, dass ich mit einem Rucksack zur Arbeit gehe, den ich in der gleichen Position halte wie damals mein Gewehr.“ Und das war der Trigger. Immer wenn er zur Arbeit ging und seinen Rucksack aufhatte, hatte er das Gefühl, er geht auf die Linie.
  Das war ein sehr plastisches Beispiel, wie er selbst über Bilder zum Auslöser kam. Er kam genervt auf der Arbeit an, ohne zu wissen, was der Zusammenhang war. Dieses Bewusstsein hat ihm geholfen. Er geht immer noch mit Rucksack zur Arbeit, aber er weiß jetzt, was los ist. Im Augenblick arbeiten wir daran, was nach der Arbeit passiert. Wenn er im Zug sitzt und jemand neben ihm sitzt oder die Leute ihn angucken, dann fühlt sich das für ihn an wie ein elektrischer Schlag. Dann bekommt er Angst und fühlt sich bedrängt. Ich denke, das hängt mit seinem Leben im Krieg zusammen, dass er sich schnell beobachtet fühlt. Er steht da schweißgebadet, schämt sich dann dafür und muss raus gehen. Das ärgert ihn, weil er deshalb bis nach Hause oft eine ganze Stunde braucht. Wir arbeiten jetzt daran, womit das zu tun hat.
Die Arbeit an Bildnern macht Spaß, ich arbeite zunehmend damit. Nicht immer fallen den Leuten positive Bilder ein. Ich erkläre dann, dass es oft schwer ist, sich Bilder vorzustellen, weil wir unterschiedliche Typen sind. Wir haben ja 5 Sinnesorgane, die bei jedem anders ausgeprägt sind. Ich rege an, dass die Patienten mit eigenen Wörtern Dinge beschreiben, damit die Bilder entstehen. Manchmal gebe ich Hilfen aus der Biographie, wenn ich zum Beispiel weiß, dass eine Frau Mutter ist. Ich spreche sie dann darauf an, weil ich weiß, dass es zu den glücklichsten Momenten im Leben einer Frau gehört, ein Kind nach der Geburt im Arm zu halten. Dann frage ich: „Wie war das mit dem Kind? Was haben Sie da empfunden?“ Oder ich frage nach der Hochzeit. Das können schöne auch Bilder sein.